Stellungnahme von Prof. Ulrich Veit (Ur-und Frühgeschichte)
Prof. Dr. Ulrich Veit, Lehrstuhlinhaber der UFG übermittelte uns folgende Stellungnahme:
Stellungnahme zu den Auswirkungen der vom Rektorat der Universität Leipzig angekündigten
Stellenstreichungen im Bereich der archäologischen Fächer
Die aktuellen Sparbeschlüsse des Rektorats der Universität Leipzig (UL) mit den bekannten Stellenstreichungen und Institutsschließungen treffen nicht nur die von den Verantwortlichen explizit genannten Institutionen. Sie betreffen indirekt auch das Historische Seminar, das über die Professur für Ur- und Frühgeschichte (UFG) aktuell rund 50 % des Angebots zum fachübergreifenden BA-/MA-Studiengang „Archäologie der Alten Welt“ (AAW) beisteuert. Mit der angekündigten mittelfristigen Schließung dieses interdisziplinär ausgestalteten Studiengangs wäre auch die UFG (bzw. genauer die „Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie“) ihrer Ausbildungsmöglichkeiten beraubt – und die betreffenden Lehrkapazitäten wären freigesetzt. Neue Partner müssten gesucht und ein vollkommen neues Studienangebot müsste entwickelt werden. Wichtige, auch finanziell relevante Grundsatzentscheidungen zur Ausrichtung der Arbeit an der Professur für Ur- und Frühgeschichte seit der Neubesetzung vor gerade einmal drei Jahren müssten unter dem Eindruck der neuen Situation revidiert werden. Entscheidende Schritte zur Verbesserung des Studienangebots, die seither unternommen worden sind, wären vergebens gewesen. Weiterlesen
Stellungnahme des FSR Geographie
Der FSR Geographie hat uns seine Stellungnahme zugesandt und gleichzeitig seine Solidarisierung ausgedrückt.
Seit dem das Rektorat der Universität Leipzig bekanntgegeben hat, welche Stellen in der Kürzungsrunde 2015 an der Universität gestrichen werden sollen, gab es reichliche Proteste und landesweite sowie internationale Solidaritätsbekundungen. Weiterlesen
Mommsen Gesellschaft ruft zu Protestbriefen auf
Die Mommsen Gesellschaft und ihr Erster Vorsitzender Prof. Dr. Michael Erler rufen zum Versand von Protestbriefen an das Rektorat und das SMWK auf. Der Verein versteht sich als Verband der deutschsprachigen Forscherinnen und Forscher auf dem Gebiete des Griechisch-Römischen Altertum.
Der Chef der Universitätsbibliothek zu den Kürzungen bei den Geisteswissenschaften
Warum gehe ich morgen um 15 Uhr ins Schauspielhaus zur Protestveranstaltung der Theaterwissenschaftler_innen? Weil die angedrohten Kürzungen bei den Theaterwissenschaften und der Klassischen Archäologie die Universität Leipzig in ihrer Kernkompetenz treffen. Ich finde es zu kurz gedacht, nach Professuren Ausschau zu halten, die bald neu besetzt werden müssen, um dann dort zu streichen. Das Verfahren ist für die Geisteswissenschaften insgesamt verheerend, denn dort wird Lehre und Forschung oft nur mit diesen Mitteln – Personalmitteln – aufrecht erhalten.
Geisteswissenschaften sind preiswert, darum ist der Spareffekt summa summarum gering. Der Effekt für die Forschung und für ein attraktives Lehrangebot aber ist desaströs. Dass das Ministerium der Universität die Hoheit über ihr (immer geringeres) Budget gibt, gleichzeitig aber wie in alten Zeiten auf Zusammenstreichung eines Stellenplans beharrt, kann ich nicht als Zeichen kluger Politik lesen. Und bevor es also andere trifft, protestiere ich mit. Morgen um 15 Uhr im Schauspielhaus.
Ihr Ulrich Johannes Schneider
Stellungnahme des Fachbereiches für Archäologie und Altertumswissenschaften der Universität Freiburg zu den sächsischen Kürzungsplänen
Liebe Kommiliton*innen an der Universität Leipzig,
als Vertreter*innen der Studierenden der Altertumswissenschaften, Christlichen Archäologie und Byzantinistischen Kunstgeschichte, Klassischen Archäologie , Provinzialrömischen Archäologie, Ur- und Frühgeschichte, Archäologie des Mittelalters sowie der Vorderasiatischen Archäologie und Altorientalistik möchten wir euch zuallererst unsere Bewunderung für das bisher Geleistete im Aufbegehren gegen die geplanten Kürzungen und – in letzter Konsequenz – Schließungen an der Universität Leipzig aussprechen und wünschen euch für die bevorstehende Arbeit in tiefer Verbundenheit weiterhin viel Kraft, Ausdauer, vor allem jedoch Erfolg und einen positiven Ausgang.
Zugleich verurteilen wir diese Einsparmaßnahmen in doppelter Hinsicht auf das Schärfste. Zum einen in ihrer Ursächlichkeit als Ergebnis einer völlig fehlgeleiteten, neoliberalen sächsischen Bildungspolitik von oben, die jedweden Bezug zur Einbindung und gemeinsamen Ausführung mit den Betroffenen, uneingeschränkte Transparenz und zukunftsorientierte Nachhaltigkeit auf breitem Niveau vermissen lässt.
Zum anderen bedauern wir zutiefst die hochschulpolitische Umsetzung und Realisierung dieses Strukturplans für Hochschulentwicklung von Seiten des Rektorats und der betroffenen Fakultätsleitungen. Auch wenn diese einstimmig die Gebundenheit an die politischen Vorgaben in Kombination mit rigorosen Mittelkürzungen und die daraus resultierende Ohnmacht als Mittel der Verteidigung aus der Welle der Entrüstung emporzuheben scheinen, entbindet es sie doch nicht von ihrer Verantwortung gegenüber den Mitgliedern der Universität sowie eigenständigem Denken und bedachtem Handeln. Als eine Ausgangsbasis hierfür wäre die Beteiligung aller am Prozess vorstellbar, die Professor*innen genauso wie Mitarbeiter*innen des Mittelbaus, aber auch Studierende bewusst einschließen könnte. Gleichzeitig präsentiert sich jedoch die in ihrer Form intransparente Kommunikation zwischen Rektorat, den entsprechenden Fakultätsleitungen und eben jenen, gerade aufgeführten weiteren universitätsinternen Personengruppen als inakzeptabel, weder förderlich noch zweckdienlich für die Umsetzung einer solchen – wenn auch politischen diktierten - Vorgabe durch die Landesregierung in Dresden. Dies verstärkt den Verdacht internen Paktierens und Profitierens einzelner weniger auf Kosten vieler. Er steht zudem der gern zitierten Äußerung der Universität als bloßer politischer Spielball diametral entgegen und lässt eine bereitwillige Einbindung sowie eigene formative Kräfte erkennen. Auch wenn das tägliche politische Geschäft für viele nicht einmal im Ansatz in seinen Auswirkungen, Verflechtungen und Nöten erfassbar erscheint, so muss doch die Handlungsmaxime nach wie vor auf das Gemeinwohl der Universität und ihrer Mitglieder ausgerichtet sein.
Und so besteht nicht nur in der idealistischen Vorstellungswelt der Utopisten*innen die Möglichkeit, mit der alten Tradition des Versteckens hinter dem Politikum einer schwarz-gelben Landesregierung und der offensichtlichen widerstandslosen Einbindung zu brechen und tatsächlich einmal eine Grenze in eine gute Richtung für alle zu überschreiten: von einer politisch motivierten und durchdrungenen, intransparenten, auf die wirtschaftliche Verwertbarkeit der Studiengänge ausgerichtete Hochschulpolitik hin zu einer bedachten und umsichtigen Agenda der gemeinsamen Stärke und des mitnichten einfachen aber Entschlossenheit und Verbundenheit zeigenden Leitsatzes:
Kein Fach darf fallen!
Deswegen unsere Forderung:
- Bildung für Alle – kleine Fächer erhalten - Volluniversität wahren - umsichtig und transparent gestaltete gemeinsame Entscheidungsprozesse -
Mit solidarischen Grüßen
Euer Fachbereich für Archäologie und Altertumswissenschaften der Universität Freiburg
Stellungnahme des FSR Chemie & Mineralogie
Sehr geehrte Damen und Herren,
Anlässlich der im Senat der Universität Leipzig am 21.01.2014 vorgestellten Stellenkürzungen für 2014 sieht sich der Fachschaftsrat Chemie & Mineralogie der Universität Leipzig verpflichtet
zu den Vorgängen Stellung zu beziehen.
Der FSR Chemie & Mineralogie schließt sich den Pressemitteilungen des Student_innenRates und der ebenfalls betroffenen Fachschaftsräte in ihrer Kritik der
Stellenkürzungen an. Die Pläne des Sächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur gefährden akut den Wissenschaftsstandort Sachsen. Der Erhalt und Ausbau einer guten Lehre und Forschung an
den Universitäten sollte für jede Regierung eine hohe Priorität haben und ist, auch angesichts der gesellschaftlichen Entwicklungen, kein Luxusgut sondern absolute Notwendigkeit um Sachsens
Position als Technologie- und Kulturstandort zu sichern. Die Lehre an den Universitäten wird bereits jetzt großflächig drittmittelfinanziert, mit den geplanten Kürzungen bis 2020 wird sich diese
Situation weiter verschärfen,und letztendlich die Unabhängigkeit der Universitäten und ihrer Lehre komplett verlorengehen.
Die grundlegenden Fehlentscheidungen liegen nach Meinung des FSR Chemie & Mineralogie in den Zielen der sächsischen Regierung zum Umbau der Universitätslandschaft in Sachsen. Diese Pläne
gehen immernoch von einem Rückgang der Studierendenzahlen
aus, obwohl die Realität diese Prognosen bereits vor Jahren widerlegt hat. Treten die zzt. geplanten Umbauten der Hochschullandschaft und die damit einhergehende Streichung vieler Studiengänge
und Mitarbeiterstellen in Kraft, kann zukünftigen Studierenden nur noch vom Standort Sachsen abgeraten werden. Aufwendige Werbekampagnen wie „Pack dein Studium“ zur Bewerbung Sachsens als
Studienstandort erscheinen im Lichte der aktuellen Entwicklungen nun nur noch als inhaltsleere Versprechungen.
Aufgrund der Streichung einer Professur im Institut für physikalische Chemie sowie dreier Mitarbeiterstellen im selbigen kann davon ausgegangen werden, dass die neuen Profilbereiche der
Universität Leipzig Complex Matter und Mathematics and Computations in the Sciences eher als Sarkasmus denn als ernsthafte Pläne für die Zukunft der Universität Leipzig zu verstehen sind. Die
effektive Zerstörung der Geburtsstätte der physikalischen Chemie an dieser Universität lässt für uns keinen anderen Schluss zu.
Der FSR Chemie & Mineralogie möchte an dieser Stelle auch darauf hinweisen, dass einige Berichterstattungen dieses Thema nicht in seiner Gänze darstellen. Die Stellenstreichungen treffen
nicht mehr nur die geisteswissenschaftlichen Institute, sie sorgen auch in den naturwissenschaftlichen Instituten aller Universitäten für akuten Mangel an Lehr- und Forschungspersonal. Die
Universität Leipzig steht weiterhin nicht alleine im Kreise jener sächsischen Universitäten, an den drastisch auf Kosten der Qualität gekürzt wird. An allen sächsischen Universitäten wird ein
massiver Stellenabbau auf Kosten aller vorangetrieben. Selbst die erst kürzlich zur Exzellenzuniversität erhobene Technische Universität Dresden muss Studiengänge streichen und relevante
Professuren werden nicht mehr besetzt. Die Ausmaße der Stellenstreichungen betreffen daher nicht mehr nur Studierende und Mitarbeiter der Universitäten, sie werden langfristig negative
Auswirkungen auf die sächsische Wirtschaft und damit auf alle Bürgerinnen und Bürger in Sachsen haben.
Sollten die Stellenkürzungen im geplanten Umfang stattfinden prognostiziert der FSR Chemie & Mineralogie einen Verfall der Lehre und schließlich den Niedergang der gesamten Fakultät Chemie
& Mineralogie an der Universität Leipzig. Durch die aktuellen Stellenstreichungen können bereits mehrere Vorlesungen und Laborpraktika des Pflichtbereiches im Bachelorstudiengang Chemie und
Lehramt Chemie nicht mehr angeboten werden, die Universität ist damit nicht mehr in der Lage für eine angemessene Ausbildung der angehenden Chemiker und Chemikerinnen zu sorgen. Auch der
angestrebte Lehramtsstandort Leipzig wird damit zur Farce. Der FSR Chemie & Mineralogie ist sich der Herausforderungen angesichts knapper öffentlicher Kassen bewusst. Daher ruft er alle
Beteiligten zum sofortigen Dialog auf und fordert die gemeinsame und öffentliche Entwicklung eines Planes zur Umgestaltung der sächsischen Hochschullandschaft zum Vorteile aller unter
Berücksichtigung der Zukunftsorientiertheit von Bildungsausgaben. Sollte dies ausbleiben, müssen wir in Zukunft leider allen angehenden Studierenden, Mitarbeitern sowie Professoren davon abraten
nach Sachsen zu kommen.
Mit freundlichen Grüßen,
FSR Chemie & Mineralogie
Stellungnahme des FSR KlaPhiRo
Stellungnahme des Fachschaftsrates der Klassischen Philologie, Komparatistik, Romanistik und des Frankreich-Zentrums
Wie am 21.01.2014 bekannt gegeben wurde, muss die Universität Leipzig eine Kürzung von 24 Stellen hinnehmen. Dazu gehören u.a. drei Stellen am Institut für Klassische Archäologie, fünf Stellen am Institut für Theaterwissenschaft und vier Stellen am Institut für Physikalische Chemie. Dies ist insbesondere für die Institute der Klassischen Archäologie und Theaterwissenschaft eine Katastrophe, da es in absehbarer Zeit deren Ende bedeutet: eine Katastrophe, freilich nicht nur für diese selbst, sondern für die gesamte Universität Leipzig, deren Leitspruch „Aus Tradition Grenzen überschreiten“ damit auf den Kopf gestellt wird. Denn es werden Grenzen überschritten, aber nicht aus Tradition.
In einem selbst formulierten „Leitsatz“, welcher „als übergeordnetes Prinzip aller Entscheidungen und Grundlage für die Entwicklung der Universität“ gilt, bezeichnet sich unsere Alma Mater als
„klassische Volluniversität“. Durch die Streichung der Stellen am Institut der Klassischen Archäologie wird dieses Attribut stark geschwächt, denn diese Wissenschaft kann als Grundlage der
klassischen Antike gelten. Als wichtiges, traditionelles und klassisches Fach wurde die Archäologie neben anderen Altertumswissenschaften lediglich einige Jahre Opfer der Ignoranz gegenüber der
Wichtigkeit der Antike seitens des DDR-Regimes. So endete damals das über 200-jährige Bestehen dieser Wissenschaft, die nach der Wende glücklicherweise fortgesetzt wurde. Muss sich Geschichte
wiederholen?
Durch das vernetzende Projekt „PONS – Brücke“, durch archäologische Kolloquia, welche auch von institutsfremden Studierende rege besucht werden, durch die Teilnahme am Erasmus-Programm und durch die Arbeit am Antikenmuseum, einem beliebten Anlaufpunkt für Gäste aus aller Welt, wird die Lebendigkeit dieses zum Tode verurteilten Instituts bewiesen. Somit besitzt die Klassische Archäologie in Leipzig, die sich schwerpunktmäßig von den nächsten Instituten in Halle und Jena unterscheidet, nicht nur regionale Ausstrahlungskraft. Auch ist dessen nachhaltige Arbeit ganz im Sinne eines weiteren selbst gesetzten Leitmotivs unserer Alma Mater, die „international ausgerichtete Schwerpunkte in Forschung und Lehre“ gezielt fördern möchte.
Als ebenso wichtig sehen wir die Arbeit am Institut für Theaterwissenschaften an. Das Theater ist eine kulturelle Tradition, die im steten Wandel dazu berufen ist, Grenzen zu überschreiten, indem
seine Wissenschaft die Zeitlosigkeit gesellschaftlicher Stoffe durch Weiterentwicklung garantiert. Welche Garantie dafür gäbe es noch, wenn nun das einzig gebliebene Institut dieser Art in den
neuen Bundesländern mittelfristig um seine Existenz gebracht wird? Das Leipziger Institut für Theaterwissenschaften stellt ganz und gar das dar, was die Universität beansprucht zu sein, nämlich
ein „Ort internationaler Zusammenarbeit in Lehre und Forschung“. Das beweisen die unzähligen internationalen Forschungskooperationen und -projekte.
Deshalb verurteilen wir, der FSR KlaPhiRO, Kürzungen solcher Art aufs Schärfste. Wir fordern daher, die Kürzungen bis auf Weiteres auszusetzen und verlangen vermehrte Dialogbereitschaft des Rektorats!
Der Fachschaftsrat der Klassischen Philologie, Komparatistik, Romanistik und des Frankreich- Zentrums
Stellungnahme des FSR Altertumswissenschaften der Uni Jena
Es erreicht uns eine Flut von Solidaritätsbekundungen aus ganz Deutschland, hier nun von den Kollegen des FSR in Jena.
Stellungnahme zur geplanten Schließung der Klassischen Archäologie in Leipzig
Der Fachschaftsrat der Altertumswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena solidarisiert sich ausdrücklich mit den Studierenden der Universität Leipzig und protestiert scharf gegen die geplante Schließung des Instituts für Klassischen Archäologie in Leipzig – eine der ältesten Einrichtungen ihrer Art in Deutschland.
Diese Schließung im Zuge von Sparmaßnahmen der sächsischen Landesregierung wird mit äußerster Besorgnis zur Kenntnis genommen, denn sie bedeutet den Abbruch einer lang anhaltenden Tradition der
Fachrichtung und die Beschränkung der Möglichkeiten von Studierenden der Altertumswissenschaft in Leipzig. Bezeichnend und besorgniserregend ist, dass mit zunehmender Häufigkeit bei Kürzungen an
den Universitäten Mitteldeutschlands besonders die geisteswissenschaftlichen Fächer betroffen sind. Daraus resultiert, dass die klassische Antike mit ihren kulturelle Errungenschaften und
Prägungen immer weiter aus dem Blickfeld der akademischen Ausbildung gerät. Dabei nehmen gerade die Geisteswissenschaften eine wichtige Rolle im gesamtgesellschaftlichen Diskurs ein.Der Ausfall
bestimmter Studiengänge an den Hochschulen führt ebenfalls zu einer deutlichen Einschränkung der Bildungsvariabilität für Studierende.
Durch eine Begrenzung der Möglichkeiten an den Universitäten werden außerdem universitätsübergreifende Kooperationen und damit Synergieeffekte, die den Studierenden zu Gute kommen, gefährdet und unterminiert.
Stellungnahme des akademischen Mittelbaus des HistSem der UL
Der akademische Mittelbau des Historischen Seminars hat sich in einer Stellungnahme zur Lage an der Uni Leipzig geäußert.
Stellungnahme des akademischen Mittelbaus des Historischen Seminars der Universität Leipzig zu den Plänen der Universitätsleitung zur Schließung von drei Instituten an der Universität Leipzig
An die Rektorin der Universität Leipzig, Prof. Dr. Beate Schücking
Der akademische Mittelbau des Historischen Seminars der Universität Leipzig protestiert in aller Form gegen die Kürzungsvorhaben des Rektorats, zu denen es sich im Anschluss an die Vorgaben des
Sächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst entschlossen hat.
Wir erklären uns solidarisch mit allen Mitarbeiterinnen, mit den Studierenden der Institute Klassische Archäologie und Theaterwissenschaft, dem Wilhelm-Ostwald Institut für Physikalische und
Theoretische Chemie sowie den Verwaltungsangestellten und Auszubildenden, die von diesen Streichungen betroffen sind.
Für uns als Mitglieder der Fakultät für Geschichte, Kunst- und Orientwissenschaften rufen vor allem zwei Aspekte tiefe Empörung hervor:
(1) Von den Streichungen ist zum wiederholten Male besonders unsere Fakultät betroffen. Sowohl die Klassische Archäologie als auch die Theaterwissenschaften zeichnen sich dadurch aus, dass sie der Universität Leipzig ein überregional einmaliges Profil verliehen haben. Die Klassische Archäologie an der Universität Leipzig hat eine fast 300jährige Tradition und stellt das einzige Institut dieser Art im Land Sachsen dar. Die Archäologie betreibt gemeinsam mit der Professur für Ur- und Frühgeschichte am Historischen Seminar den in dieser Form einmaligen Studiengang „Archäologie der Alten Welt“, der die regelmäßig geforderte Vernetzung von Fachbereichen und Kompetenzen innerhalb der Universität beispielhaft vorlebt. Dieser Studiengang ist ohne die Klassische Archäologie nicht haltbar. Die erst 2011 neu besetzte Ur- und Frühgeschichte sähe sich ihrer existentiellen Partnerin beraubt. Auch das Antikenmuseum und die universitären Sammlungen wären ohne das entsprechende Institut nicht zu halten. Darüber hinaus würde der gesamte Komplex der Altertumswissenschaften, der in seiner Kombination einzigartig ist auf dem Gebiet der neuen Bundesländer, empfindlich geschwächt.
Nicht nur hier, sondern in den neuen Bundesländern insgesamt ist das Institut für Theaterwissenschaften einzigartig. Es hebt sich durch eine hohe internationale Vernetzung und tiefe Verankerung in der Wissenschafts- und Kulturlandschaft Leipzigs hervor.
Beide Streichungen sind nicht nur ein schmerzhafter Verlust an sich, sondern legen auch die Axt an die Geisteswissenschaften in Leipzig insgesamt an. Durch die Streichungen werden zahlreiche weitere Einrichtungen in ihrer Funktionalität irreparabel geschädigt. Wir befürchten, dass genau dieser Verlust an Vitalität bei einer nächsten Kürzungsrunde gute Argumente für weitere Streichungen liefern könnte.
(2) Was unsere Sorge wachsen lässt, ist die Art und Weise der Kommunikation des Rektorats mit den Universitätsangehörigen. Den Theaterwissenschaften wird von einem ihnen bis dato unbekannten, externen Gutachten bescheinigt, sie würden perspektivisch als nicht relevant für die Profilbildung der Universität eingestuft und der Professor für Klassische Archäologie, Prof. Dr. Hans-Ulrich Cain, erfuhr die Argumente für die Streichung seines Instituts erst aus der Presse. Die Streichungen stehen zudem im Widerspruch zu Ihrer Antrittsrede, in welcher gerade der Erhalt der „kleinen“ Fächer als wichtige Leitlinie formuliert wurde. Die Universität Leipzig vertritt den Anspruch eine Volluniversität zu sein, doch ist dieser Anspruch mit der sukzessiven Verengung des Fächerangebots kaum glaubwürdig und nicht mehr aufrecht zu erhalten.
Das nationale und internationale Ansehen unserer Hochschule steht auf dem Spiel. Wir appellieren daher eindringlich an Sie, die geplanten Schritte noch einmal zu überdenken und gemeinsam mit den betroffenen Stellen Alternativen zu prüfen, um die Vielgestalt und Vitalität des Hochschulstandorts Leipzig zu erhalten. Alles, was jetzt abgeschafft wird, wird es nie wieder geben. Dieser unschätzbare Verlust sollte jede Mühe und jeden Gedanken wert sein, ihn abzuwenden.
Im Namen des Akademischen Mittelbaus des Historischen Seminars,
Oliver Bräckel M.A. und Marie Ulrike Schmidt M.A.
Leipzig, den 28. Januar 2014
Marburger Studenten solidarisieren sich mit Leipzigern
Erklärung zu den Kürzungen an der Uni Leipzig
Quelle: http://fachschaftarchaeo.wordpress.com/2014/01/27/erklarung-zu-den-kurzungen-an-der-uni-leipzig/
Stellungnahme der Klasse Kultureller Austausch der Research Academy Leipzig
Anbei die o.g. Stellungnahme. Die uns über Facebook übermittelt wurde.
Erklärung des Sprechers der Klasse Kultureller Austausch der Research Academy Leipzig zu der mittelfristigen Schließung der Klassischen Archäologie in Leipzig
Mit Bestürzung mussten wir die Kürzungspläne des Rektorats der Universität Leipzig zur Kenntnis nehmen, aus denen hervorgeht, dass das Institut für Klassische Archäologie an der Universität Leipzig geschlossen wird.Die Klassische Archäologie in Leipzig hat eine große Tradition und viele Verdienste für die Universität erworben. Gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte werden seit längerer Zeit die Studiengänge BA und MA „Archäologie der Alten Welt“ erfolgreich durchgeführt. Darüber hinaus gibt es mit dem Antikenmuseum eine für Sachsen einzigartige Einrichtung, die sehr eng mit dem Institut verflochten ist. Scheinbar liegt es nicht mehr im Interesse der Leitung der Universität Leipzig, diese erfolgreiche Arbeit fortzusetzen.
Getrieben von den Kürzungsplänen der Landesregierung des Freistaates Sachsen wird nun erneut das Profil der Universität Leipzig schwer geschädigt. Als Hort der Geisteswissenschaften ist die Universität Leipzig bekannt. Ein wesentlicher Teil davon ist die Altertumswissenschaft, die in Leipzig in einer für die neuen Bundesländer sonst nicht präsenter Form vorhanden ist. Neben Archäologie werden in Leipzig Altorientalistik, Ägyptologie, Klassische Philologie und Alte Geschichte gelehrt. Diese Kombination ist damit einzigartig in Ostdeutschland. Man kann sich damit ohne Probleme mit den „Leuchttürmen“ der Fächer in Köln, München oder Tübingen messen. Die Schließung der Klassischen Archäologie wird diesem Alleinstellungsmerkmal der Universität Leipzig schwer schaden. Altertumswissenschaften funktionieren nur im Verbund und es sollte auch im Sinne des Freistaates Sachsen sein, dass man diesen Verbund erhält.
Für uns als Doktorand/innen der Klasse Kultureller Austausch erwarten wir einen bedeutsamen Einschnitt in die weitere Arbeit der Klasse. Das übergreifende Thema Kultureller Austausch kann im Sinne eines Doktorand/innenstudiums nur bearbeitet werden, wenn für die Zukunft wissenschaftlicher Nachwuchs zu erwarten ist. Mit der Schließung der Klassischen Archäologie wird es diesen Nachwuchs nicht mehr geben, da der Studiengang „Archäologie der Alten Welt“ in seiner jetzigen Form nicht mehr aufrecht haltbar ist. Wir fordern daher die Universitätsleitung auf, diese Kürzungspläne zu überdenken oder gar abzulehnen. Auch der Rektorin sollte bewusst sein, dass man sich dem Diktat aus Dresden nicht immer fügen muss.
Darüber hinaus erklären wir unsere Solidarität mit den Studierenden der Klassischen Archäologie und allen Mitarbeiter/innen am Institut.
Für die Doktorand/innen der Klasse Kultureller Austausch
Patrick Pfeil, M.A.
Stellungnahme des DASV
Der Dachverband Archäologischer Studierendenvertretungen hat sich zu den geplanten Kürzungen an der Universität Leipzig geäußert und kritisiert die Pläne.
Stellungnahme zur geplanten Schließung der Klassischen Archäologie in Leipzig:
Mit großer Sorge hat der Vorstand des DASV e.V. zusammen mit den Leipziger Studierenden und Dozierenden die Nachricht über den geplanten Abbau von 24 Stellen an der Universität Leipzig entgegen genommen. Neben den Theaterwissenschaften ist vor Allem die Klassische Archäologie von der Schließung betroffen, die mit dieser Entscheidung ihren einzigen Standort in Sachsen verlieren würde. Die Klassische Archäologie und die Ur- und Frühgeschichte wurden im Jahr 2006 bereits zum Studiengang Archäologie der Alten Welt zusammengelegt. Da mit der Schließung der Klassischen Archäologie somit die Hälfte des Studienganges eingestellt würde, bleibt zu befürchten, dass mittelfristig auch die Ur- und Frühgeschichte vor dem Aus steht oder ihre Zukunft zumindest offen bleibt. Abgesehen davon ist die Idee der vernetzenden innerarchäologischen Forschung, die mit der Zusammenlegung einher ging, durch die radikalen Streichungen obsolet, womit ein Alleinstellungsmerkmal des Wissenschaftsstandorts verloren gehen würde. Dass diese Nachricht darüber hinaus von allen Betroffenen der Presse entnommen werden musste, zeigt nunmehr die aggressive Vorgehensweise im Beschneiden von kultur- und geisteswissenschaftlichen Institutionen der immer wettbewerbsorientierten Landesregierungen und Universitätsleitungen. Mit dieser Entscheidung, die nun zum großen Teil dem immensen Einsparungsdruck der sächsischen Landesregierung zuzuschreiben ist, verlieren zahlreiche noch im Wintersemester neuimmatrikulierte Studierende eine sichere Studienumgebung und die Aussicht auf ein gut betreutes Studium in einem Fach, dass auf eine lange Forschungstradition in Deutschland zurückblicken kann. Das Argument der schwindenden Studierendenzahlen konnte bereits durch die Stellungnahme des Dekanats am 21.01.2014 entkräftet werden und wurde durch die Institutsangehörigen auf einer kleineren Ebene ebenfalls anders wahrgenommen. Dabei zeigte sich in der Vergangenheit, dass ein breitgefächertes Spektrum deutschsprachiger Archäologien zu der noch vorhandenen weltweiten ungebrochen hohen Reputation der deutschen Archäologie geführt hat. Die in den letzten Jahren zu beobachtende Streichung verschiedener Institute (z.B.: 2011 Ur- und Frühgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin, Mesoamerikanistik und Ägyptologie an der Universität Hamburg) zerstört damit zunehmend diese Vielfalt und gefährdet den Wissenschaftsstandort Deutschland. Es bleibt zudem festzuhalten, dass es sich bei den archäologischen Hinterlassenschaften nicht um ein unnützes Kulturgut handelt, sondern das hier durch qualifizierte ArchäologInnen im touristischen und wissenschaftlichen Bereich Einnahmen faktoriert werden können.
Nach Ansicht des DASV e.V. gefährdet die Landesregierung Sachsens durch die radikale Streichungen nicht nur die fachliche Vielfalt an der Universität Leipzig und damit den gesamten Wissenschaftsstandort, sondern auch andere Institutionen im gesamten Bundesgebiet. Diese Art der Kostenverwaltung macht leider zunehmend Schule und kann nicht einfach hingenommen werden. Wir rufen daher alle Betroffenen und SympathisantInnen auf, sich zu vernetzen (https://www.facebook.com/groups/357432425854/) um gegen die Streichungen zu protestieren und Druck auf die sächsische Landesregierung auszuüben.
Der Vorstand des Dachverbandes Archäologischer
Studierendenvertretungen e. V.